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Cottbus/Chóśebuz - 10.11.2023

Blaudruck, Morgenröte, Musik und Wissenschaft – Sorbische/Wendische Kultur und Sprache als Ressource der Lausitz

Das Team der Abteilung für Regionalentwicklung und Minderheitenschutz des Sorbischen Instituts gestaltete am 8.11.2023 gemeinsam mit Max Hassatzky (DomPro „Zorja“), Gregor Kliem (rbb) und Daniel Häfner (Plon GmbH) einen Vortrags- und Diskussionsabend im Rahmen der öffentlichen Vorlesungsreihe OPEN BTU an der BTU Cottbus-Senftenberg im Audimax in Cottbus/Chóśebuz, an dem rund 80 Interessierte teilnahmen.

Was heißt es, eine Sprache und Kultur zu revitalisieren? Welche Rolle kann die sorbische/wendische Kultur im Lausitzer Strukturwandel einnehmen? Das sind nur zwei der Fragen, denen die Referenten nachgingen. Durch den Abend führten Ute Henschel, Leiterin der Schule für niedersorbische Sprache und Kultur, sowie Thomas Hasenauer vom Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung der BTU.

Mit einem kompakten Überblick zum Thema Sorben/Wenden in der Lausitz („Wandel ist irgendwie immer! – über Anpassungszwang und Autonomiebestreben der Sorben/Wenden. Ein Rück-, Aus- und Überblick zur Einführung“) eröffnete Dr. Lutz Laschewski, Leiter der Abteilung Regionalentwicklung und Minderheitenschutz den Abend. An die Frage, was die sorbische Kultur einmal war, schloss er die Einladung an, gemeinsam zu überlegen, was sie aktuell sein und werden könnte.

Was ein Hund am Steuer und mehrere Farbkleckse mit ganzheitlichem Niedersorbisch-Lernen zu tun haben, erfuhr das Publikum zu Beginn des Vortrages von Maximilian Hassatzky. Er stellte das laufende, zukunftsorientierte Revitalisierungsprojekt ZORJA vor („Die Bretonen, Salish oder Mohawk machen es schon längst oder es ist nie zu spät, Niedersorbisch/Wendisch zu lernen – Das Projekt ZORJA“). Aufgeschlossen probierte das Publikum die unterhaltsamen Sprechübungen aus.

Wie Musik Impulse in der niedersorbischen Sprache setzen kann, erläuterte daraufhin Gregor Kliem. Er gab Einblicke in seine Arbeit als Musikredakteur beim sorbischen rbb („Das Sorbische als Alleinstellungsmerkmal: Nowa Serbska Muzika als Impuls für die Lausitzer Musikszene“). Dabei stellte er als zentrale Erkenntnis heraus, dass finanzielle Unterstützung sorbischer/wendischer Musikproduktionen allein nicht ausreicht, um die Zukunft der niedersorbischen Sprache und Kultur langfristig zu sichern. Das Ziel sollte die Stärkung einer dauerhaften Sprachanwendung innerhalb künstlerischer Formate aus eigenem, innerem Antrieb heraus sein.

Die Runde der Referenten schloss Daniel Häfner (Plon GmbH – Lausitzer Institut für strategische Beratung) ab. Er sprach über sein Engagement für den Blaudruck im 21. Jahrhundert und die Herausforderung, dieses traditionelle Handwerk lebendig zu halten. Dabei zeigte er, wie vielfältig die Möglichkeiten, Blaudruck modern zu denken, sein können: Von gefrästen, gelaserten oder aus dem 3D-Drucker stammenden Modeln bis zu futuristischer Blaudruck-Mode, die in einer 3D-Animation des Designers Jan Lorenz zum Leben erweckt wurde. Ebenfalls betonte Daniel Häfner das wirtschaftliche Potenzial, das dem Neudenken dieses Handwerks innewohnt, beispielsweise bei den Blaudruck-Workshops für unterschiedliche Zielgruppen. Hier gibt es aktuell deutlich mehr Nachfrage als Angebote.

Anschließend an die vier Impulsvorträge kamen Referenten und Publikum über die aufgeworfenen Fragen und Denkanstöße miteinander ins Gespräch. So wurden u.a. die Eigenarten und Möglichkeiten der Kommunikation des sorbischen/wendischen Themas nach innen sowie nach außen abgewogen und das vorhandene Prestige der niedersorbischen Sprache rege diskutiert.

An Präsentationstischen im Foyer informierten sorbische/wendische Institutionen über ihre Arbeit (Schule für niedersorbische Sprache und Kultur, Wendisches Museum, Niedersorbische Kulturakademie, Niedersorbische Bibliothek, Sorbische Kulturinformation LODKA, Sorbisches Institut).

Ein Kurzbericht von Susann Vogel. Die Abteilung Regionalentwicklung und Minderheitenschutz wird durch die Stiftung für das sorbische Volk aus Mitteln des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.