Cottbus/Chóśebuz - 16.11.2025

Neuerscheinung: Neue Sprachräume schaffen – auf dem Weg zur Revitalisierung des Niedersorbischen

Titelseite Heft 9
Titelseite Heft 9

Unter dem Titel „Sprachräume als Dimensionen des Sprachgebrauchs. Entwurf eines theoretischen Konzepts zur Analyse niedersorbischer Sprachräume“ erscheint das neunte Heft der Schriftenreihe Sorabistische Arbeitspapiere des Sorbischen Instituts.

Im Zentrum des Arbeitspapiers steht die Frage, wie geeignete Räume für den niedersorbischen Sprachgebrauch auf individueller und gesellschaftlicher Ebene entstehen, gestaltet oder erweitert werden können. In der Auseinandersetzung mit dieser Fragestellung sehen die Autor:innen Julija Běrinkowa und Dr. Lutz Laschewski einen entscheidenden Paradigmenwechsel in der Revitalisierung des Sorbischen.

Um ein Verständnis von Sprachräumen zu erarbeiten, das die besondere Situation der niedersorbischen Sprache berücksichtigt, legen Běrinkowa und Laschewski zunächst dar, was genau unter Sprachräumen zu verstehen ist. Die praktische Relevanz solcher Räume ist in Fachkreisen weitgehend anerkannt und sie gelten als essenziell für die Revitalisierung bedrohter Sprachen. Doch trotz des Konsenses über Sprachräume bleibt der Begriff selbst in der wissenschaftlichen wie politischen Diskussion unscharf.

„Eine zentrale Bedeutung haben Sprachräume für die Zukunft des Niedersorbischen – insbesondere im Hinblick auf junge Menschen als entscheidende Zielgruppe“, erläutert Julija Běrinkowa, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Regionalentwicklung und Minderheitenschutz am Sorbischen Institut. „Auch der Aktionsplan zur Stärkung des Obersorbischen im ZARI-Projekt hat den Aufbau geschützter Sprachräume als Schlüsselmaßnahme hervorgehoben. Im Arbeitspapier wollen wir einen Begriff entwickeln, der sowohl theoretisch tragfähig als auch praktisch anwendbar ist, und vor allem, wie darauf aufbauend konkret Sprachräume für das Niedersorbische geschaffen werden können.“

Dafür analysieren Běrinkowa und Laschewski unterschiedliche Konzepte aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und inwiefern diese auf den Kontext des Niedersorbischen übertragbar sind. Běrinkowa und Laschewski entwickeln ein theoretisches Konzept von „sozialen Sprachaktionsräumen“, das unterschiedliche theoretische Ansätze integriert. Sprachräume sind aus dieser Perspektive nicht statisch, sondern werden von Sprecher:innen aktiv gestaltet. Zudem stehen nicht die physischen Räume selbst im Zentrum, sondern der Sprachgebrauch der Sprachgemeinschaft in diversen physischen, sozialen und digitalen Räumen.

In der Schriftenreihe Sorabistische Arbeitspapiere erscheinen in loser Folge Arbeiten und Berichte, in der Regel aus Projekten des Sorbischen Instituts. Es handelt sich dabei um Positions- oder Konzeptpapiere, Dokumentationen (z. B. von Best Practices) und ähnliche Texte aus dem laufenden Arbeitsprozess. Ab sofort stehen alle Hefte unter Open- Access-Bedingungen und mit eigener DOI auf dem neuen Publikationsserver des Sorbischen Instituts Qucosa zur Verfügung.