Neues „Sorabistisches Arbeitspapier“ fokussiert Minderheitenbedarfe in Raumplanungsprozessen
Unter dem Titel „Folgenabschätzung in minderheitenkulturellen Kontexten. Ein Überblick über Methoden des internationalen Impact Assessments“ erscheint das bereits achte Heft der Schriftenreihe „Sorabistische Arbeitspapiere“ des Sorbischen Instituts.
Dr. Jenny Hagemann, Kulturanthropologin am Sorbischen Institut, widmet sich in ihrer Arbeit den Wirkungsanalysen – einem zentralen Planungsinstrument. Wirkungsanalysen ermöglichen es, die positiven und negativen Folgen von Vorhaben in der Raum-, Regional-, Bergbau-, Stadt- und Verkehrsplanung einzuschätzen und zu steuern. Die Autorin macht deutlich, dass es in Deutschland bislang kaum Möglichkeiten gibt, die Auswirkungen von Vorhaben auf kollektive kulturelle Belange zu bewerten. Etablierte Instrumente wie Umwelt- oder Sozialverträglichkeitsprüfungen greifen hier nicht. Für Regionen mit Minderheiten, etwa die sorbische/wendische Lausitz, ist dies jedoch von besonderer Bedeutung.
Nach einem Überblick über bestehende Arten der Wirkungsanalyse richtet die Verfasserin den Fokus auf das Cultural Impact Assessment (Kulturverträglichkeitsprüfung). Dieses Verfahren wurde speziell entwickelt, um Minderheitenbedarfe systematisch in Planungsprozesse entsprechend einzubinden. Anhand eines konkreten Beispiels aus Neuseeland zeigt Hagemann, welche Ansätze sich auf die sorbische/wendische Lausitz übertragen ließen.
Dr. Lutz Laschewski, Leiter der Abteilung Regionalentwicklung und Minderheitenschutz , betont den praktischen Bezug der Arbeit: „Anfang 2023 wurde für eine mögliche Kupfermine der Kupferschiefer Lausitz GmbH zwischen Spremberg/Grodk und Schleife/Slěpe ein Raumordnungsverfahren aufgenommen, welches im September desselben Jahres mit dem Ergebnis abgeschlossen wurde, dass die Raumverträglichkeit des Vorhabens nicht festgestellt werden konnte. Im Rahmen dieses Verfahrens forderte die Domowina – nach Beratung mit dem Sorbischen Institut/Serbski institut – erstmals eine Kulturverträglichkeitsprüfung. Damit sollte geprüft werden, welche Auswirkungen das geplante Vorhaben auf die sorbische/wendische Minderheit hat. Dies ist ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Kulturverträglichkeitsprüfung für die Lausitz. Die von Dr. Jenny Hagemann vorgestellten Ansätze sind damit nicht nur theoretisch. Sie zeigen, dass solche Prüfungen künftig ein geeignetes Instrument für den regionalen Transformationsprozess sein können. Unser Ziel ist es, dieses Verfahren in den kommenden Jahren an den hiesigen Kontext anzupassen und für kommunale wie regionale Planungen nutzbar zu machen.“
In der Schriftenreihe „Sorabistische Arbeitspapiere“ erscheinen in loser Folge Arbeiten und Berichte, in der Regel aus Projekten des Sorbischen Instituts. Es handelt sich dabei um Positions- oder Konzeptpapiere, Dokumentationen (z. B. von Best Practices) und ähnliche Texte aus dem laufenden Arbeitsprozess.
Ab sofort stehen alle Hefte unter Open- Access-Bedingungen und mit eigener DOI auf dem neuen Publikationsserver des Sorbischen Instituts Qucosa zur Verfügung.
Hagemann, Jenny (2025): Folgenabschätzung in minderheitenkulturellen Kontexten. Ein Überblick über Methoden des internationalen Impact Assessments. Budyšin: Serbski institut (= Sorabistische Arbeitspapiere, Heft 8).
Das Heft steht hier als PDF zur Verfügung.