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Dissen - 16.07.2021

19 Millionen Euro für sorbische/wendische Projekte – Sorbisches Institut setzt zwei der sechs geförderten Vorhaben um

Auszüge aus der MWFK-Pressemitteilung vom 16. Juli 2021:

Aus Bundesmitteln für den Strukturwandel in Kohleregionen werden ab 2022 innerhalb von zehn Jahren insgesamt 19 Millionen Euro für sechs sorbische/wendische Projekte im Land Brandenburg bereitgestellt. Der Landesbeauftragte für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, Wissenschafts- und Kulturstaatssekretär Tobias Dünow, hat heute gemeinsam mit Hauke Bartels, Direktor des Sorbischen Institutes, Pětr Brězan, Vorsitzender des Sorbischen Kulturtourismus e.V., Sabine Sieg, stellvertretende Direktorin der Stiftung für das sorbische Volk, sowie Frank Kossick, Projektmanager der Domowina Niederlausitz Projekt gGmbH, bei einem Pressegespräch im Heimatmuseum Dissen / Domowniski muzej Dešno (Landkreis Spree-Neiße / Wokrejs Sprjewja-Nysa) die geförderten Projekte präsentiert.

Hauke Bartels, Direktor des Sorbischen Instituts: „Mit der neuen Abteilung für Regionalentwicklung und Minderheitenschutz und dem Digitalen Lausitzatlas der sorbischen/wendischen Kultur können wir Forschungsprojekte, die sich mit dem Kulturerbe im weitesten Sinn beschäftigen, zusammenführen und systematisch fortsetzen. Die wissenschaftlichen Begleitstudien und Projektergebnisse des Sorbischen Instituts kommen der Region direkt zugute. Der Digitale Lausitzatlas, den ich mir perspektivisch auch gut als interaktive App vorstellen kann, soll nicht nur Wissen über Denkmäler, Bräuche und Feste sowie Persönlichkeiten des jeweiligen Ortes vermitteln, sondern auch über sorbisches Schrifttum, Geschichte, typische Eigennamen und andere sichtbare Elemente dieser besonderen Sprachlandschaft informieren – in Bild, Wort, Audio und vielleicht auch Video.“

 

Die einzelnen Vorhaben

 

Sorbisches Institut I: Erweiterung um eine Abteilung für Regionalentwicklung und Minderheitenschutz – rund 6,2 Millionen Euro

Das Sorbische Institut ist die größte außeruniversitäre sozial- und kulturwissenschaftliche Forschungsstätte in der Lausitz. Ziel des geförderten Projekts ist der Aufbau zusätzlicher Kapazitäten für Forschung, Projektentwicklung und -umsetzung. Die neue Abteilung für ʻRegionalentwicklung und Minderheitenschutzʻ wird ein Kompetenzzentrum für Transformations- und Minderheitenforschung sowie Praxistransfer und Regionalforschung, Sozialanalyse sowie Wissensaufbereitung und -vermittlung betreiben.

 

Sorbisches Institut II: Digitales Portal zu sorbischen und Lausitzer Sprach- und Kulturlandschaften – rund 5,5 Millionen Euro

Das sprachliche und kulturelle Erbe der wendischen Sprach- und Kulturlandschaften wird digital gesichert, dokumentiert sowie sicht- und nutzbar gemacht. Davon profitieren die Kulturarbeit von Vereinen, die kulturelle Bildung, der Kulturtourismus sowie die Kultur- und Kreativwirtschaft. Dabei wird die Expertise aus laufenden Pilotvorhaben, etwa dem Projekt ʻDigitales Informationsportal zu sorbischen Sprachlandschaften – Konzeption und Erarbeitung eines Prototyps am Beispiel der Sprachlandschaft Schleifeʻ, genutzt.

 

Domowina Niederlausitz Projekt gGmbH I: Masterplan zur Revitalisierung der niedersorbischen Sprache – rund 3,8 Millionen Euro

Die Revitalisierung der niedersorbischen Sprache wird unterstützt. Dafür sind Maßnahmen auf sprach-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Grundlage geplant, zum Beispiel die wissenschaftliche Bestandsaufnahme und die Formulierung eines Masterplans mit Handlungsansätzen für Staat, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft. Damit insbesondere Erwachsene Niedersorbisch effektiv erlernen können, werden innovative Methoden aus anderen Minderheiten-Regionen der Welt an Lausitzer Verhältnisse angepasst und erprobt. Ziele sind die Qualifizierung von Nachwuchskräften für wendischsprachige Berufe sowie die Reintegration der Sprache in familiäres Umfeld und regionalen Alltag. Nur so bleibt das zweisprachige Potenzial der Lausitz auch authentisch erhalten und nutzbar. Weitere Informationen: www.zorja.org

 

Domowina Niederlausitz Projekt gGmbH II: Inwertsetzung des immateriellen Kulturerbes im deutsch-slawischen Kontext – rund 2,7 Millionen Euro

Das Potenzial des sorbischen/wendischen materiellen und immateriellen Kulturerbes soll besser ausgeschöpft werden, um z.B. den Kulturtourismus als Wirtschaftsfaktor zu stärken. Dafür setzt die Domowina Niederlausitz Projekt gGmbH in Kooperation mit dem Sorbischen Institut und dem Arbeitskreis Lausitzer Museenland Projekte auf dem Gebiet der Dokumentation des immateriellen Kulturerbes und dessen kulturtouristischer Inwertsetzung um. Die Lausitzer Kultur- und Kreativwirtschaft wird einbezogen, um etwa mit Museen, Vereinen und Bildungsstätten neue Angebote zu entwickeln und das Sorbische/Wendische in Marketingstrategien einzubinden. Ziel ist es, ein breites Netzwerk für einen attraktiven Kulturtourismus in der Lausitz zu etablieren. Weitere Informationen: www.inwertsetzung-lausitz.de

 

Sorbischer Kulturtourismus e.V.: Modellprojekt zum Ausbau des Sorbischen Kulturtourismus – rund 420.000 Euro

Um die Arbeit des länderübergreifend tätigen Vereins Sorbischer Kulturtourismus e.V. in der Niederlausitz zu stärken, erhält dieser zehn Jahre lang eine Grundfinanzierung für den Aufbau tragfähiger Strukturen in Brandenburg. Der Verein wird insbesondere Anbieter*innen unterstützen, die im sorbischen/wendischen Raum bisher noch nicht aktiv waren, und dabei helfen, hochwertigere touristische Angebote zu entwickeln. Zu den geplanten Vorhaben zählt der qualitative und quantitative Ausbau der Themenradroute ‘Serbske impresije – Sorbische Impressionen‘. Weitere Informationen: www.tourismus-sorben.com

 

Stiftung für das sorbische Volk: Aufbau des sorbisch-deutschen Filmnetzwerkes ‘Łužycafilm‘ – rund 420.000 Euro

Es gibt viele filmreife Themen in der Lausitz: Das Mit- und Nebeneinander verschiedener Kulturen, Heimatverlust und Identität, wirtschaftlicher und ökologischer Wandel. Doch trotz kreativer Lausitzer Filmemacher*innen ist das regionale, insbesondere sorbische/wendische Filmschaffen national und international unterrepräsentiert. Um als Wirtschaftsregion zu bestehen, werden Image und Vermarktung immer wichtiger. Mit dem Aufbau des sorbisch-deutschen Filmnetzwerkes ‘Łužycafilm‘ wird der Aufbau einer leistungsstarken mittelständischen Filmwirtschaft in der Lausitz unterstützt. Weitere Informationen: http://luzyca-film.de

 

Hintergrund

Die Mittel für die sechs geförderten, sorbischen/wendischen Projekte kommen aus Bundesmitteln für den Strukturwandel in Kohleregionen und werden vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat zur Verfügung gestellt. Im 2020 in Kraft getretenen Bundesinvestitionsgesetz Kohleregionen sind ‘Maßnahmen zur Förderung der Bewahrung und Fortentwicklung der Sprache, Kultur und Traditionen des sorbischen Volkes als nationaler Minderheit‘ festgeschrieben. Zuvor hatte das Brandenburger Kulturministerium mit sorbischen/wendischen Akteur*innen Konzepte zur Entwicklung sorbischer Strukturwandelprojekte entwickelt. Mit dem Bundesgesetz sollen in der Lausitz sowohl die Folgen des Ausstiegs aus der Kohleverstromung abgemildert als auch Kohleregionen hervorragende Zukunftschancen erhalten. Hierfür erhalten die Braunkohleregionen bis zum Jahr 2038 Finanzhilfen in Höhe von 14 Milliarden Euro – davon sollen 6 Milliarden Euro in die Lausitz fließen.