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Weihnachts- und Neujahrsgruß des Sorbischen Instituts im Jahr 2025. Mit Ostereier-Verziertechnik verzierte Weihnachtsbaumkugeln vor hellblauem Hintergrund; in einer Kugel versteckt sich das Institutslogo; Schriftzug übersetzt:

Ohne ist es schlecht, aber mit ist es auch nicht gut. Minderheitenschutz und regionale Wirtschaftsentwicklung.

Der Vortrag beleuchtet anhand von Beispielen aus Friesland, Irland, Schottland, Frankreich u.a. wie sich Globalisierung, Mobilität und Regionalentwicklung auf die Entwicklung von Minderheitensprachen in Europas (ländlichen) Regionen auswirken. Wie beeinflussen wirtschaftliche und soziale Dynamiken den Schutz von Minderheiten und ihren Sprachen? Was ergibt sich daraus für die Sorben/Wenden und die sorbischen Sprachen? Wir laden Sie herzlich ein, diese Fragen gemeinsam zu diskutieren.

Seit dem Mittelalter erhielten sich Minderheiten und Minderheitensprachen in Europa oft in abgelegenen, ländlichen Regionen, engen Bergtälern und auf abgelegenen Inseln. Die wirtschaftliche Basis der Minderheiten war oft traditionell geprägt und umfasste häufig auch spezialisierte Systeme der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, wie Fischerei, Jagd und gemeinsame Landbewirtschaftung (Allmende) in Bergregionen.

Seit dem 19. Jahrhundert kamen zahlreiche Minderheiten wirtschaftlich und auch politisch unter Druck. Die traditionellen Systeme haben angesichts der Industrialisierung zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung verloren und waren ihrerseits einem enormen Wandel unterworfen. Die Verbreitung nationalstaatlicher Institutionen und des staatlichen Bildungssystems drang immer weiter auch in räumliche Peripherien vor. Dies führte zur Verbreitung der dominanten Nationalsprachen und einer zunehmenden Verdrängung der Minderheitensprachen. Mit der endgültigen Etablierung staatlicher Institutionen hängt das Überleben von Minderheitensprachen zunehmend von ihrer Anerkennung als „regionale” Sprache, ihrer Einbeziehung in das Bildungssystem und ihrer Verwendung als Verwaltungssprache ab.

Aufgrund ihrer Wirtschaftsstruktur und ihrer Randlage waren periphere Regionen und dort lebende Minderheiten keinem ausgeprägten Einwanderungsdruck ausgesetzt. Folglich waren sie während der etwa 150-jährigen Geschichte der Industrialisierung überwiegend Auswanderungsregionen. Der Erhalt der Minderheitensprache konnte angesichts eines Geburtenüberschusses und durch sprachliche ‚Diglossie‘ aufrechterhalten werden. Dort aber, wo die Industrialisierung auch in ländliche Regionen vordrang, kam die Minderheitensprache durch Zuwanderung unter Druck.

Der Übergang zum Postfordismus/ einer postindustriellen Gesellschaft, wachsende räumliche Mobilität und die Umwandlung ländlicher Regionen in eine „Konsumlandschaft” verändern nun ebenfalls ehemals periphere ländliche Regionen.

  1. Die Grenzen „städtischer” Regionen dehnen sich entlang der Verkehrsachsen als „Stadt-Land-Regionen“ weiter aus.
  2. In peripheren Regionen, die für Touristen attraktiv und landschaftlich reizvoll sind, sehen sich Minderheitensprachgemeinschaften einem zunehmenden Druck durch permanente und temporäre Zuwanderung ausgesetzt. Die Immobilienpreise sind dramatisch gestiegen und für die lokale Bevölkerung unerschwinglich geworden.
  3. Im Gegensatz dazu vollzieht sich in anderen Regionen ein Wandel der ländlichen Wirtschaft hin zu mehr Produktivität, was zu einer (Unter-)Schichtung der lokalen Bevölkerung durch Saisonarbeiter im Niedriglohnsektor führt.

Dieser Vortrag verfolgt diese Veränderungen am Beispiel verschiedener ländlicher Minderheiten in Europa und diskutiert die Frage, wie eine Politik zum Schutz von Minderheitensprachen zukünftig erfolgreich sein kann.

  • Format
    Vortrag und Diskussion
  • Vortragende
    Lutz Laschewski
  • Dauer
    ca. 90 Minuten
  • Sprache
    Deutsch
  • Technische Voraussetzungen
    Beamer, Leinwand
  • Zielgruppe
    allgemein Interessierte


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