Global betrachten, lokal bewegen – Internationale Erfahrungen für eine niedersorbische Sprachplanungsstrategie

Unter dem Titel „Best Practice für die Niederlausitz? Internationale Erfahrungen, Methoden und Ansätze zur Revitalisierung bedrohter Sprachen“ ist vor wenigen Tagen das zehnte Heft der Schriftenreihe „Sorabistische Arbeitspapiere“ des Sorbischen Instituts erschienen.
Um die bestmöglichen Vorgehensweisen für die Revitalisierung des Niedersorbischen zu erforschen, ermittelt und beschreibt die Autorin Anastasija Kostiučenko systematisch international wirksame Ansätze, Maßnahmen und Theorien. Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist wesentlich für die Planung einzelner Revitalisierungsschritte der niedersorbischen Sprache.
Die Autorin zeigt erstmalig auf, dass sich die Sprachrevitalisierung zunächst in fünf verschiedenen Handlungsfeldern abspielt: Revitalisierung durch wissenschaftliche Dokumentation des vorhandenen sprachlichen Wissens, durch formelle und informelle Bildung, durch bewusste Familiensprach(en)politik, durch Institutionalisierung und Schaffung von Infrastrukturen sowie durch die Erhöhung der Sicht- und Hörbarkeit der Sprache. Anhand dieser Handlungsfelder beschreibt Kostiučenko internationale Ansätze und Maßnahmen und belegt diese mit Beispielen. Auch wenn die fünf Handlungsfelder weiter differenziert werden können, bieten sie zunächst eine erste Orientierung in einem breiten Forschungsfeld.
Die gewonnenen Ergebnisse lassen sich in konkrete praktische Revitalisierungsvorhaben übertragen: Im Rahmen des Projektes „SROKA – Sorbische Revitalisierung organisieren, koordinieren und analysieren“ werden die Erkenntnisse bei der Erarbeitung der niedersorbischen/wendischen Sprachplanungsstrategie berücksichtigt. „Auch wenn sich die internationalen Erfahrungen nicht uneingeschränkt auf die Situation des Niedersorbischen übertragen lassen, so können manche davon durchaus als vorbildliche internationale Praxis wahrgenommen und analysiert werden“, hebt Kostiučenko hervor und ergänzt: „Alle wissenschaftlichen Quellen betonen, dass für eine erfolgreiche Revitalisierung eine starke und engagierte Sprachgemeinschaft zentral ist.”
Mit den im Arbeitspapier aufgeführten Kriterien sei zudem ein methodisch und theoretisch akkurater Vergleich von Sprachsituationen und internationalen Revitalisierungserfahrungen möglich. Damit kann die niedersorbische Sprache zukünftig besser in Arbeiten der vergleichenden Forschung zur Sprachrevitalisierung eingebunden werden.
- das Heft auf der SI-Homepage (mit bibliografischen Angaben, DOI, Kurzbeschreibung, etc.)
In der Schriftenreihe „Sorabistische Arbeitspapiere“ erscheinen in loser Folge Arbeiten und Berichte, in der Regel aus Projekten des Sorbischen Instituts. Es handelt sich dabei um Positions- oder Konzeptpapiere, Dokumentationen (z. B. von Best Practices) und ähnliche Texte aus dem laufenden Arbeitsprozess. Die Hefte stehen unter Open-Access-Bedingungen und mit eigener DOI auf dem neuen Publikationsserver des Sorbischen Instituts Qucosa zur Verfügung.