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Begleitung „Masterplan zur Revitalisierung der niedersorbischen Sprache“ und „Zorja“ (teilweise drittmittelfinanziert)

Das Aufgabenfeld umfasst die Arbeitspakete „Wissenschaftliche Bestandsaufnahme Masterplan“ (im sorbischen Umfeld auch: „Serbska Rěcna Strategija“ [dt. Sorbische Sprachstrategie]) sowie „Begleitung/Evaluation Zorja“.
Das Teilvorhaben „Masterplan zur Revitalisierung der niedersorbischen Sprache“ ist auf zehn Jahre angelegt und soll als sprachenpolitisches Leitinstrument die Revitalisierung der niedersorbischen Sprache in Brandenburg voranbringen. In der Projektphase 2023 bis 2025 sollen die dafür notwendigen, inhaltlichen und organisatorischen Grundlagen geschaffen werden. Der eigentliche Dialogprozess, im Rahmen dessen der Masterplan erarbeitet werden soll, erfolgt dann ab dem Jahr 2026 durch ein zu formierendes Leitgremium. Die intensive Vorarbeit begründet sich einerseits aus der Erfahrung, dass es verschiedentliche Versuche gegeben hat, eine solche Sprachplanung für die sorbischen Sprachen zu institutionalisieren, diese aber nicht erfolgreich zu Ende geführt wurden. Eine weitere Erfahrung im sorbischen Kontext ist, dass es verschiedene, zuweilen umfangreiche Reformvorschläge gegeben hat, die jedoch nicht umgesetzt wurden. Auch im Bereich der niedersorbischen Sprachplanung werden zahlreiche Problemlösungen schon länger diskutiert, ohne dass diese umgesetzt werden. Dieses wahrgenommene Implementationsdefizit verlangt eine genaue Betrachtung der zugrundliegenden, gesellschaftlichen und politischen Mechanismen der niedersorbischen Sprachrevitalisierung, um hierfür gezielt Maßnahmen und Formate entwickeln zu können. Zudem haben sich in den letzten Jahren die Akteurskonstellationen in sorbischen Institutionen und Gremien durch Neubesetzungen verändert. Die Abteilung unterstützt diesen Prozess in mehrfacher Hinsicht.
Eine umfassende „Stakeholderanalyse“ zu Beginn des Vorhabens ist eine Schlüsselaktivität für den Planungsprozess. Sie dient nicht nur dazu Akteure zu identifizieren, sondern auch dazu, nach verschiedenen Kriterien (z.B. Betroffenheit, Einfluss, Vernetzung, Ressourcenverfügbarkeit, unterschiedliche Wahrnehmungen) zu charakterisieren. Aus diesem Grunde wird hier auch bewusst der Begriff „Stakeholderanalyse“ verwendet. Damit wird anerkannt, dass die Akteure unterschiedliche Interessen verfolgen und über unterschiedliche Möglichkeiten verfügen, ihre Interessen zu artikulieren und durchzusetzen. Ein wesentlicher Aspekt ist es, im Planungsprozess zu vermeiden, dass dieser sich auf partielle Perspektiven und die Bearbeitung von Partikularinteressen reduziert. Die Stakeholderanalyse ist die Grundlage für die Auswahl „relevanter“ Beteiligter und der Bestimmung von Interviewpartner:innen in den folgenden Arbeitsschritten.
In einem zweiten Schritt werden verfügbare statistische Daten, z. B. der Bildungsstatistik, analysiert und für die Öffentlichkeit aufbereitet. Diese Daten werden dann im weiteren Verlauf aktualisiert. Perspektivisch ist es auch Gegenstand des Masterplans zu klären, wie Bildungsdaten kontinuierlich aktualisiert werden können, wie das Datenportfolio ggf. erweitert und dieses Datenangebot somit für ein Monitoring permanent zur Verfügung gestellt werden kann.
In einem Arbeitspaket „Situationsanalyse“ sind verschiedene Themen gebündelt, die zusammen unterschiedliche Aspekte einer Ist-Analyse bilden, die als Referenz des Masterplans dienen soll. Zunächst wird die Forschung zur Entwicklung der niedersorbischen Sprache in den letzten drei Jahrzehnten zusammengefasst und ausgewertet. Anschließend erfolgt eine „Befragung von Akteuren“, in deren Rahmen etwa 50 leitfadengestützte Einzelinterviews und Gruppeninterviews durchgeführt, aufgezeichnet und verschriftlicht werden. Diese Interviews sind mehrthematisch angelegt und die Auswertungen erfolgen mit unterschiedlichem Fokus auf die Inhalte „Wahrgenommene Bedarfe“, „Maßnahmen“, „Handlungsbarrieren“ sowie „Bisherige Erfahrungen mit Sprachplanungen“, wobei nicht alle Interviewten zu allen Themen auskunftsfähig sein müssen. Eine wichtige Dimension der Sprachplanung stellt die Spracherwerbsplanung dar, weshalb in „Bestandsaufnahme Lern- und Lehrmaterialien“ auch die pädagogischen und didaktischen Gegebenheiten der sorbischen/wendischen Sprachbildung untersucht werden sollen.
Der dritte Bereich umfasst diverse Themen, zu denen explizit eine internationale Perspektive eingenommen wird. Der Fokus liegt auf der Auswertung von Erfahrungen in anderen Minderheitenregionen. Thematisiert werden die Frage der Institutionalisierung und Verstetigung von Sprachplanungsprozessen wie auch spezifische Fragen wie dem „Lehrerproblem“ und „außerschulische Handlungsfelder“. Hier besteht ein enger Bezug zum Projekt „Minderheitenpolitik“.
Das Strukturwandelprojekt „Zorja“ ist ein auf zehn Jahre angelegtes Pilotvorhaben zur Erwachsenenimmersion, in dem neue Methoden des Spracherwerbs erprobt werden sollen. Das Teilvorhaben „Begleitung/Evaluation Zorja“ hat einerseits die direkte Beteiligung am „Zorja“-Projekt durch die Teilnahme an den Sitzungen des wissenschaftlichen Beirates zum Gegenstand. Darüber hinaus wird die Abteilung die Beteiligten bei der Erarbeitung und Umsetzung der didaktischen Konzeption und anderen Implementierungsfragen unterstützen. Im Rahmen dieses Arbeitspakets werden die Mitarbeiter:innen auch die Monitoring- und Selbstevaluationsaktivitäten des Projekts „Zorja“ koordinieren und unterstützen.

Projektleitung: Lutz Laschewski
Projektbeteiligte: Sophie Rädel, Jean-Rémi Carbonneau, Julia Běrink