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Sprachräume

Es ist unbestritten, dass die Revitalisierung der niedersorbischen Sprache nur dann erfolgreich sein kann, wenn es gelingt, ihre Anwendung in unterschiedlichen Netzwerken zu stärken und zu ermöglichen. Zwar wird diese Tatsache regelmäßig festgestellt, zur Lösung des Problems fehlt es jedoch sowohl an konzeptionellen Überlegungen als auch an praktikablen Ansätzen. Im aktuellen Diskurs werden vor allem Erwartungen an den Staat adressiert, den Sprachgebrauch des Niedersorbischen in der öffentlichen Verwaltung zu fördern. Der Großteil der Spracherwerbsplanung kann von staatlicher Seite allerdings nur unterstützt, nicht aber inhaltlich konzipiert werden. Diese Aufgabe obliegt der sorbischen/wendischen Zivilgesellschaft sowie sorbischen/wendischen Institutionen, ggf. in Kooperation mit Dritten.
In den Arbeitspaketen dieses Arbeitsfeldes werden daher ausgewählte Sprachräume analysiert. Über die Analyse hinaus ist es das Ziel, jenseits der Schulen neue Handlungsbereiche für die Spracherwerbsplanung zu eröffnen und in Zusammenarbeit mit den Akteuren Strategien zu entwickeln, den Sprachgebrauch in verschiedenen informellen Kontexten gezielt zu fördern.
Das Arbeitspaket „Grundlagen der Sozialraumanalyse: Erarbeitung eines Erhebungskonzepts“ umfasst die Erarbeitung theoretischer und methodischer Grundlagen sowie die Entwicklung methodischer Ansätze zur Analyse der Sprachräume.
Im Arbeitspaket „Sprachanwendungen im digitalen Raum“ soll untersucht werden, inwiefern der digitale Raum von verschiedenen Akteuren (z. B. politische Institutionen, Vereine, Unternehmen) und Altersgruppen zur Sprachanwendung des Niedersorbischen genutzt wird und wo noch Handlungspotenziale bestehen. Dies ist wichtig, da besonders für jüngere, mobilitätseingeschränkte oder außerhalb des angestammten Siedlungsgebietes lebende Sprecher:innen niedrigschwellige Online-Zugänge zur Sprachanwendung angeboten werden können.
Das Arbeitspaket „Lokale Fallstudien in ländlichen und städtischen Kontexten“ dient der Erforschung der Sprachräume, die sich um Bildungsstandorte im Siedlungsgebiet spannen. Diese werden ausgehend vom Individuum erkundet und dokumentiert, wobei verschiedene Zielgruppen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene verschiedenen Alters) in unterschiedlichen geographischen Kontexten (z. B. Stadt/Land, Kerngebiet/Randgebiet) abgedeckt werden. Im Zentrum stehen dabei informelle Lern- und Sprachräume, die institutionalisierte Sprachsettings wie Kindergärten, Schulen und Institutionen der Erwachsenenbildung mit niedersorbischen Sprachangeboten ergänzen. In diesem Zusammenhang soll auch der Sprachraum der Familie beleuchtet werden. Dabei stellt sich die Frage, ob und in welchem Ausmaß es momentan intergenerationellen Sprachtransfer gibt und welche hemmenden oder begünstigenden Faktoren dabei wirken.

Projektleitung: Lutz Laschewski
Projektbeteiligte: Sophie Rädel, Jean-Rémi Carbonneau, Julia Běrink