„Ohne ist es schlecht, aber mit ist es auch nicht gut“ – Zum schwierigen Verhältnis von Minderheitenschutz und Regionalentwicklung
Der Vortrag beleuchtet anhand von Beispielen u. a. aus Friesland, Irland, Schottland, Frankreich und Deutschland, wie Globalisierung, Mobilität und Regionalentwicklung die Entwicklung von Minderheitensprachen in Europas ländlichen Regionen beeinflussen. Was bedeuten wirtschaftliche und soziale Dynamiken für den Schutz von Minderheiten und ihren Sprachen? Was ergibt sich daraus für die Sorben/Wenden und die sorbischen Sprachen? Wir laden Sie herzlich ein, diese Fragen gemeinsam zu diskutieren.
Seit dem Mittelalter erhielten sich Minderheiten und Minderheitensprachen in Europa oft in abgelegenen, ländlichen Regionen, engen Bergtälern und auf Inseln. Ihre wirtschaftliche Basis umfasste überwiegend spezialisierte Systeme der gemeinschaftlichen Naturbewirtschaftung wie Fischerei, Jagd und gemeinsame Landbewirtschaftung (Allmende). Seit dem 19. Jahrhundert haben diese Bewirtschaftungssysteme an wirtschaftlicher Bedeutung verloren. Nationalstaatliche Institutionen und das staatliche Bildungssystem drangen immer weiter auch in räumliche Peripherien vor. Dies förderte die Verbreitung der dominanten Nationalsprachen und eine zunehmende Verdrängung der Minderheitensprachen. Deren Überleben hängt heute von ihrer Anerkennung als „regionale“ Sprache, ihrer Einbeziehung in das Bildungssystem und ihrer Verwendung als Verwaltungssprache ab.
Periphere Regionen blieben lange Auswanderungsgebiete. Dort aber, wo die Industrialisierung auch in ländliche Regionen vordrang (wie in der Lausitz), kam die Minderheitensprache auch durch Zuwanderung unter Druck. Der seit den 1970er Jahren festzustellende Übergang zu einer postindustriellen Gesellschaft, eine wachsende räumliche Mobilität und die Umwandlung ländlicher Regionen in eine „Konsumlandschaft“ verändern nun auch ehemals periphere ländliche Regionen: Stadtregionen dehnen sich entlang Verkehrsachsen aus, touristisch attraktive Gebiete erleben steigende Immobilienpreise und Zuwanderung, während andere periphere Regionen Arbeitsmigration in Niedriglohnsektoren erfahren.
Der Vortrag beleuchtet diese Veränderungen anhand von Beispielen u. a. aus Friesland, Irland, Schottland, Frankreich und Deutschland und diskutiert die Frage, wie eine Politik zum Schutz von Minderheitensprachen zukünftig erfolgreich sein kann.
Text: Lutz Laschewski
- FormatVortrag und Diskussion
- VortragendeLutz Laschewski
- Dauerca. 90 Minuten
- SpracheDeutsch
- Technische VoraussetzungenBeamer, Leinwand
- Zielgruppeallgemein Interessierte
