Bautzen/Budyšin - 19.01.2023

Ein Register für das sorbische Kulturerbe – in all seiner Breite

Am 19. Januar stellte das Sorbische Institut Vertretern der Stiftung für das sorbische Volk und der Domowina das Konzept für ein „Register des sorbisch-wendischen Kulturerbes“ vor. Im Anschluss tauschten sich die drei Institutionen über das weitere Vorgehen aus. Das Konzept für ein institutionenübergreifendes Register ist auf der Projektseite online abrufbar. Nun beginnt die Pilotphase mit der konkreten prototypischen Umsetzung und Erprobung des Registerkonzepts mit den ersten datengebenden Heimatstuben und Museen.

Erarbeitet haben das 30-seitige Konzeptpapier der Ethnologe Dr. Robert Lorenz und der Informatiker Alf-Christian Schering, beide wissenschaftliche Mitarbeiter am Sorbischen Institut. Nach der Vorlage des Grobkonzepts des Sorbischen Instituts von 2019 an Stiftung und Domowina liegt nun die erste Fassung der Feinkonzeption für die Konstruktion, den Aufbau und Betrieb einer überinstitutionellen Kulturerbe-Register-Infrastruktur vor und kann öffentlich diskutiert werden.

Was das konkret heißt, beantwortet Dr. Robert Lorenz in folgendem Kurzinterview:

Was ist das RSK?

RSK steht für „Register des sorbisch-wendischen Kulturerbes“ und versteht sich als dienstleistende Verknüpfungsstelle der heterogenen Sammlungslandschaft des sorbisch-wendischen Kulturerbes. Langfristig will das RSK eine umfassende Datenbasis möglichst aller Sammlungen des sorbisch-wendischen Kulturerbes in Museen, Heimatstuben, Archiven und Privatsammlungen anbieten. Mit dem RSK wird die technische Grundlage für ein zukünftiges digitales Schauportal des sorbisch-wendischen Kulturerbes geschaffen. Es wäre das erste digitale Inventar, das alle relevanten Bestände miteinander verknüpft und zentral an einem Schnittpunkt für die wissenschaftliche, pädagogische, journalistische, museale und allgemeine Recherche öffnet.

Warum ist das wichtig?

Die derzeitige digitale Erschließung des Kulturerbes – sofern überhaupt vorhanden – besteht aus vielen unabhängig voneinander aufgebauten, miteinander nicht kommunizierenden Insellösungen (sprich hauseigenen Datenbanken). Das RSK soll alle miteinander verknüpfen und könnte damit die notwendige Basis zur digitalen Darstellung des Reichtums des sorbisch-wendischen Kulturerbes werden.

Das RSK wäre außerdem ein wesentlicher Baustein des am SI derzeit in Entwicklung befindlichen Digitalisierungs-Workflows für Kulturerbe-Daten im Sinne des Schutzes und des Erhalts des Kulturerbes.

Welche Bestände werden ins RSK aufgenommen?

Wir wollen nach Möglichkeit alle relevanten Sammlungsgegenstände aufnehmen: Trachten, Schriftstücke, Musikalien, Kunsthandwerk, Bildende Kunst, Gebrauchskunst, Filme, Fotografie, Belletristik, Gebrauchsgegenstände, Denkmale etc.

Gibt es Beispiele für ähnliche Datenbanken?

Man könnte an dieser Stelle die Gemeinsame Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek (GND) nennen. Im Kontext autochthoner Minderheiten stellt das RSK nach unserem Kenntnisstand in Europa ein Novum dar. Es wäre außerdem die Grundlage für eine digitale Präsentation des Kulturerbes.

Weitere Informationen zum Projekt

Projektzeitraum: Mai 2021 bis April 2024 (Konzeptions- und Pilotphase)

Kooperationspartner:

Arbeitsaufgaben 2023 in der Pilotphase:

Der museologisch-kulturwissenschaftliche Schwerpunkt liegt 2023 in der konzeptionellen Begleitung, praktischen Durchführung und arbeitsorganisatorischen Auswertung der Inventarisierungssonden in mindestens zwei niederlausitzer Heimatstuben durch eine zusätzliche Hilfskraft. Hierbei sollen modellhaft zukünftige, im Konzept beschriebene Arbeitsabläufe des RSK erprobt und quantitativ untersetzt werden. Der Kreis von Datenpartnern soll außerdem sukzessive auf überregionale Institutionen außerhalb der Lausitz erweitert werden. Mit Vertretern aus den sorbischen Institutionen soll die zukünftige Verankerung des RSK im Institutionengefüge diskutiert und abgestimmt werden.

Der technische Schwerpunkt wird 2023 auf der konkreten prototypischen Umsetzung des Registers liegen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Import, Bereitstellung, Bearbeitung und Verwaltung der deskriptiven Metadaten gelegt. Diese bilden sowohl die Grundlage der Vernetzung der im Register zu erfassenden Kulturerbeentitäten, als auch die Grundlage für deren Verknüpfungsfähigkeit mit Hinblick auf Anbindung an Normdatenrepositorien und externe/übergeordnete Portale. Darüber hinaus ist die Erprobung erster Workflows für den Import ins Register geplant. Dabei soll mindestens sowohl eine Instanz des Imports über eine standardisierte Schnittstelle wie OAI-PMH oder einen individuellen Importworkflow, als auch ein Import über das Aggregator-Szenario LIDO/Museum-Digital umgesetzt werden, und zwar mithilfe der o.g. Inventarisierungssonden.