Cottbus/Chóśebuz - 08.07.2022

Neue Forschungsabteilung für Regionalentwicklung und Minderheitenschutz nimmt Arbeit auf

In diesen Tagen trifft sich das Team der neuen Abteilung für Regionalentwicklung und Minderheitenschutz am Sorbischen Institut/Serbski institut (SI) zu seinen ersten Arbeitstreffen. Am 1. Juli 2022 war offizieller Start für die neue interdisziplinäre Abteilung.

Die neue Abteilung für Regionalentwicklung und Minderheitenschutz wird sich vorrangig zwei Arbeitsgebieten widmen: der Revitalisierung der nieder- und obersorbischen Sprache und der Inwertsetzung der sorbischen/wendischen Kultur in der Lausitz. Die Wissenschaftler:innen werden eng mit verschiedenen für sorbische/wendische Belange in der Regionalentwicklung relevanten Interessengruppen zusammenarbeiten. Sie werden im sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet Beteiligungsprozesse für Bürger:innen mitorganisieren, sie durch eigene Forschungen begleiten und unterstützen sowie Handlungsempfehlungen für zivilgesellschaftlich engagierte und politische Akteure erarbeiten.

„Durch ihre starke Anwendungsorientierung liegt ein methodischer Schwerpunkt der Abteilung auf dem Monitoring und der Evaluation von Vorhaben zur Stärkung der sorbischen/wendischen Kultur und Sprache, wodurch notwendige Anpassungen und Weiterentwicklungen solcher Maßnahmen gefördert werden. Wir wollen unsere Kompetenz zur evidenzbasierten Politikberatung einbringen und weiter ausbauen“, so Institutsdirektor Dr. Hauke Bartels.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der neuen Abteilung ist die systematische und umfassende, international vergleichende Minderheitenforschung, insbesondere in den Bereichen Sprachplanung und -revitalisierung sowie der nachhaltigen Entwicklung ländlich geprägter Minderheitenregionen. Das Sorbische Institut will von den Erfahrungen anderer Minderheitenregionen lernen, aber auch selbst noch stärker mit eigenen Forschungen zur internationalen Minderheitenforschung beitragen. Konkret baut die Abteilung Kontakte zu staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren auf, die an der Revitalisierung bedrohter Minderheitensprachen im Ausland beteiligt sind, um ein Inventar der erfolgreichsten Praktiken zusammenzustellen.

Bereits im Herbst werden Spezialist:innen für Sprachplanung und -management verschiedener Regionalsprachen in Frankreich (Bretonisch, Okzitanisch und Baskisch) zu einer dreitägigen Tagung in Cottbus/Chóśebuz zusammenkommen. Die Konferenz knüpft an die kürzlich erfolgte Aufnahme des Sorbischen Instituts in das europäische Network to Promote Linguistic Diversity an (vgl. Medieninformation vom 31.5.22).

Die in der Abteilung für „Regionalentwicklung und Minderheitenschutz“ zu bearbeitenden Fragestellungen zu sorbischen/wendischen Bedarfen und Expertisen für den Strukturwandel in der Lausitz berühren vielfältige rechtliche, planerische, ökonomische, pädagogische und weitere Aspekte. Um diesen gerecht zu werden, will die Abteilung die Kooperationen des Sorbischen Instituts mit Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in der Region intensivieren, etwa mit der BTU Cottbus-Senftenberg als einzige Universität im sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet, und sich mit weiteren nationalen und internationalen Partnern vernetzen.

Die neue Abteilung für Regionalentwicklung und Minderheitenschutz am Standort Cottbus/Chóśebuz wird von Dr. Lutz Laschewski geleitet, dem ein engagiertes, interdisziplinäres Team von zunächst fünf Wissenschaftler:innen und weiteren Projektmitarbeiter:innen zur Seite stehen wird. Sie wird sich zunächst räumlich auf die Niederlausitz und die Revitalisierung der niedersorbischen Sprache konzentrieren.

Die Abteilungsgründung ist eines von sechs bereits festgelegten sorbischen/wendischen Projekten im Land Brandenburg aus dem Bundesförderprogramm „Sorbische Sprache und Kultur im Strukturwandel“ (vgl. Medieninformation MWFK/SI vom 16.7.2021). Die Fördermittel werden von der Stiftung für das sorbische Volk verwaltet. Die neue Abteilung soll bis 2032 mit rund 6,2 Millionen Euro gefördert werden.

Zusätzliche Information:

Zusage des Bundes zum vorzeitigen Beginn der Strukturwandelprojekte erhalten, Medieninformation der Stiftung für das sorbische Volk vom 30.6.22