Bautzen/Budyšin - 20.12.2022

Sorabistische Beiträge beim Slavistiktag in Bochum

Ende September fand an der Ruhr-Universität Bochum der 14. Deutsche Slavistiktag statt, der vom Verband der deutschen Slavistik, der Dachorganisation slavistischer Kultur-, Literatur- und Sprachwissenschaftler an deutschen Hochschulen organisiert wurde. Drei Sprachwissenschaftler:innen des Sorbischen Instituts stellten ihre sorabistischen Forschungen vor. Lenka Scholze hat zusammen mit Tanja Anstatt über erste Feldforschungsergebnisse im Rahmen des geplanten gemeinsamen Projektes referiert und die Ausdrücke der Belebtheit und Virilität in der obersorbischen Umgangssprache und im Polnischen in Deutschland (Nordrhein-Westfalen) verglichen. Dabei wurden auch die soziolinguistischen Faktoren und Bedingungen dieser beiden Minderheitensprachen verglichen und vorgestellt. Weitere Themen mit sorabistischer Beteiligung waren Sprachdidaktik und Genderlinguistik.

Auf der Podiumsdiskussion Fachdidaktik zum Thema „Sprachprestige, Herkunft, Identität? Einflussfaktoren der Situation slawischer Sprachen an Schulen“ stellte Jana Schulz aktuelle Entwicklungen im zweisprachigen Bildungswesens in der Ober- und Niederlausitz vor und beschrieb Herausforderungen, die sich für das Unterrichten des Sorbischen als Mutter-, Zweit- sowie als Fremdsprache ergeben. Thomas Menzel ging in seinem Vortrag „Genderlinguistik des Sorbischen als Phänomen des Sprachkontakts“ auf die Probleme ein, die sich aufgrund der absoluten Zweisprachigkeit der Sorben aus der unreflektierten Übertragung genderlinguistischer Ansätze vom Deutschen ins Sorbische entwickeln können und stellte die Vielfalt möglicher Entsprechungen von Genus und Geschlecht im Wortschatz des Obersorbischen dar. Außerdem war das Sorbische in zwei Vorträgen externer Wissenschaftler vertreten: In der Sektion über slavische Minderheitensprachen sprach Walter Breu zum Thema „Autochthoner Sprachkontakt im Vergleich: Moliseslavisch vs. Obersorbisch“. Ludger Paschen (Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft Berlin) referierte in einer Sektion zur Pragmatik slavischer Sprachen über „Beobachtungen zur finalen Dehnung vor Sprechpausen im Niedersorbischen“.