Tschechische und sorbische Schüler bereiten gemeinsam Lehrpfad zu sorbischen Spuren in Varnsdorf vor
Seit gestern (25./26. September) treffen sich 24 Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Klassen des Sorbischen Gymnasiums Bautzen und des Bischöflichen Gymnasiums Varnsdorf zu einem Workshop in Bautzen und Varnsdorf. Sie bereiten einen audiovisuellen, mehrsprachigen Lehrpfad mit zehn Stationen zu sorbischen Spuren in Varnsdorf vor. Arbeitssprache ist überwiegend Tschechisch. Schüler des Bautzener Gymnasiums beschäftigen sich in diesem Schuljahr im Tschechischunterricht mit dem Projekt, die tschechischen Schüler ordnen den Stoff in den Geschichtsunterricht ein.
„Es ist ein Experiment. Wir freuen uns auf die Arbeit mit den Schülern“, so Historikerin Dr. Jana Piňosová, „Es ist ein großartiges Format, die Schüler für die Geschichte in der Grenzregion zu interessieren. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse.“
Gestern hat ein Zeitzeuge der „Varnsdorfer Generation“, der 87–jährige Mikławš Krawc, über seine Zeit in Varnsdorf von 1945-1948 berichtet. Nach mehreren Stationen in Bautzen begab sich die Gruppe am Nachmittag gemeinsam nach Varnsdorf, wo heute der zweite Teil des Workshops stattfindet.
Mit Unterstützung der Stiftung für das sorbische Volk bereiten die Historikerin Dr. Jana Piňosová und der Ethnologe Dr. Robert Lorenz vom Sorbischen Institut, seit 1. Juli das Projekt vor. Projektpartner sind neben den Lehrenden der genannten Schulen, die Stadtbibliothek und das Stadtmuseum in Varnsdorf.
Gemeinsam mit sorbischen und tschechischen Schülerinnen und Schülern sollen Quellen erforscht und die Inhalte des Rundgangs erstellt und produziert werden. Sein Kern wird ein Audiorundgang durch Varnsdorf sein, den die Jugendlichen in sorbischer und tschechischer Sprache einsprechen. Den Auftakt für die Projektarbeit, die sich über das gesamte Schuljahr erstrecken wird, bildet der aktuelle zweitägige Workshop.
Bereits im Mai vergangenen Jahres haben Wissenschaftler des Sorbischen Instituts im Lausitzer Seminar in Prag zur so genannten Varnsdorfer Generation vorgetragen. Die Fachexkursion der Beschäftigten des Sorbischen Instituts führte im Sommer 2022 nach Varnsdorf – durch die Stadt führten Piňosová und Lorenz. Ein öffentlicher Vortrag in Bautzen mit der Präsentation der Ergebnisse wird für das kommende Jahr geplant.
Varnsdorfer Generation
Vertreter des tschechischen Schulvereins, des Lausitzer Freundesvereins, des Lausitzisch-Sorbischen Nationalausschusses (Gremium der Exil-Sorben in Prag) sowie der wiedergegründeten Domowina richteten nach dem Zweiten Weltkrieg Weiterbildungskurse und ein Gymnasium für sorbische Kinder und Jugendliche in Nordböhmen ein. Vom Herbst 1945 bis Juni 1950 nahmen Hunderte sorbische Kinder und Jugendliche an dem Bildungsangebot teil. Die Schul- und Internatserfahrung hinter der sächsisch-böhmischen Grenze nimmt in der Erinnerungskultur der Sorben einen breiten Raum ein. Dem Schulbildungsprojekt wird eine äußerst positive Wirkung auf die Schicksale einzelner Absolventinnen und Absolventen sowie auf die sorbische Gemeinschaft zugeschrieben.
- weiterlesen zum Lehrpfad „Auf sorbischen Spuren in Varnsdorf“